Dieses Erdbeben beim SV Werder Bremen hat wohl kaum jemand kommen sehen: Die Hanseaten haben mit sofortiger Wirkung ihren Manager Thomas Eichin gefeuert. Stattdessen übernimmt Frank Baumann. Der 40-Jährige war erst Spieler bei den Norddeutschen, dann Assistent von Klaus Allofs und schließlich Direktor Profifußball und Scouting unter Eichin. Zuletzt nahm er allerdings eine Auszeit. Gestolpert ist Eichin, dessen Vertrag zu Saisonbeginn eigentlich erst bis 2018 verlängert wurde, wohl über Cheftrainer Viktor Skripnik.
Eichin verliert Machtkampf gegen die „Werder-Familie“
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Eichin Skripnik feuern wollte. Er traute ihm nicht zu, die sportliche Zukunft der Bremer positiv zu gestalten. Gegen die Entlassung gab es massive Widerstände im Verein, wo die „Werder-Familie“ heilig ist. Praktisch über Nacht votierte der Aufsichtsrat deshalb einstimmig (6:0) dafür, Eichin stattdessen zu feuern. Marco Bode, der Chef des Kontrollgremiums, sprach offiziell davon, dass es „unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Ausrichtung von Werder“ gegeben habe. Keine 48 Stunden später war dann auch schon der Handschlagvertrag mit Baumann perfekt, der am kommenden Montag seine Arbeit aufnehmen soll.
Versinkt Werder im eigenen Filz?
Bei Werder mussten nun innerhalb der letzten drei Monate in Gestalt von Rouven Schröder und Eichin die beiden Männer den Hut nehmen, die als Externe in den Klub gekommen waren. In Gestalt von Bode, Baumann und Skripnik nehmen stattdessen Personen aus der „Werder-Familie“ oder dem „Werder-Filz“, wie Kritiker lieber sagen, die Schlüsselpositionen ein.
Bodes Antwort auf diesen Umstand hat schon fast satirischen Charakter. Natürlich sei das Aus von Eichin nicht gleichbedeutend damit, dass man Personen von Außen die Tür zuschlage. Auf die Nachfrage, ob Werder denn auch mit anderen Kandidaten außer Baumann für die Nachfolge des entlassenden Managers gesprochen habe, schüttelte der Aufsichtsratschef dann einfach mit dem Kopf.
Eine weitere satirische Randnotiz zu dem Vorgang: Zeitgleich zu dem ganzen Geschehen befand sich auch Gladbachs Manager Max Eberl in Bremen, um über Jannek Vestergaard zu verhandeln. Bei Werder musste man erst einmal jemanden finden, der diese Gespräche (entsprechend unvorbereitet) führen konnte. Schließlich erbarmte sich Finanzchef Klaus Filbry.